Wie das Leben so spielt...: 2014-06-19
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19
Juni
Wortklauberei

Mir ist bewusst, dass ich das selbst auch manchmal mache, dass ich mir das selbst gar nicht verkneifen kann, aber ich wage zu behaupten, dass es bei mir dabei meistens um Witze geht. Mir fällt auch immer wieder auf, wie wahnsinnig anstrengend es ist, wenn man auf jedes seiner Worte - sogar im engsten Freundeskreis (wobei sich das in letzter Zeit ein wenig verändert hat...) - achten muss, weil manche einfach jedes Wort für bare Münze nehmen oder in Bedeutungen herumwühlen, obwohl eigentlich klar sein müsste, was gemeint war.
Geschlechter-und-was-weiß-ich-noch-alles-sensible Sprache schön und gut, aber - Himmelherrgott nochmal! - das sagt man halt einfach so?!

Gestern Abend war die Geburtstagsparty des Ex-Freundes. Als um ungefähr Mitternacht nur noch der harte Kern, also der repräsentativ anwesende Teil der Freundesgruppe aus der Heimatstadt, verblieben war, verlief das Gespräch von einem Thema zum nächsten. Bis wir irgendwann an den Punkt kamen, an dem wir über den einen gemeinsamen, schwulen Freund sprachen, an dem es hieß: "Da hat mir meine Mama mal erzählt, dass es einen Jungen gibt, dessen Mutter schon vor ihm wusste, dass er schwul ist..."
Ich kannte die Geschichte schon und hab' mittlerweile auch den Freund des jungen Mannes kennen gelernt. Zweiterer ging 2 Jahre mit mir in eine Klasse und die 4 davor sowie die 6 danach in die Parallelklasse, ein wirklich netter, zuvorkommender junger Mann, der auch immer sehr eng mit einem Mädchen befreundet war, mit der mich dieselbe Schullaufbahn wie mit ihm verband und bei der es zwischendurch schon relativ ersichtlich war, dass sie eigentlich in ihn verliebt war.
Um zurück zur Geschichte von gestern zu kommen, sagte die Freundin des Gitarristen: "Ich kann mir eh vorstellen, dass seine Mama recht locker damit umgegangen ist..."
Mein Kommentar: "Naja, was hätte sie denn machen sollen?" (Was hoffentlich hier jedem klar ist: Das soll ausdrücken, dass sie sowieso nichts dagegen hätte machen können und natürlich auch nicht hätte sollen.)
Die Volontärin fährt mir relativ rabiat über den Mund (bildlich gesprochen): "Sie soll ja eh nichts machen!"
"Ja, eh nicht, ich wollte nur ausdrücken, dass sie ja nichts machen hätte können!"
"Ja, sie soll ja nichts machen!"

Ich hab' die Diskussion dann aufgegeben, es hätte mir sowieso nichts gebracht.
Aber ich frage mich, wieso das nicht von Anfang an klar war, dass ich das sagen wollte. Mir fällt in letzter Zeit relativ häufig auf, dass solche Diskussionen in der Gegenwart der Volontärin häufiger vorkommen als bei anderen. Wie gesagt: Sensible Sprache (wofür auch immer) schön und gut, meine Devise dabei ist allerdings immer noch: Wen's stört, der spricht mich darauf an, dass ihn/sie dieses Wort oder jener Satz angreift oder sonstwas. Und dann bekomme aber auch ich die Möglichkeit, meinen vielleicht nicht ganz deutlichen Ausspruch zu erklären. Und dann ist es gut. Dann muss nicht noch weiter darauf herumgeritten werden.
Alle anderen Anwesenden haben sich übrigens vornehm herausgehalten.


 
 
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Last update: 16. Mai, 13:02
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