Wie das Leben so spielt...: Erinnerungen
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03
Dezember
Erinnerungen

Eigentlich heißen diese Tage ja Throw-Back-Thursday oder –Tuesday und Flash-Back-Friday, aber in Erinnerungen schwelgen kann man ja 365 Tage im Jahr, 24 Stunden am Tag, wenn man will. :D
Interessant wird’s erst, wenn die Erinnerungen nicht ganz so schön sind…
In mir sind bei den Gesprächen am Montag nach dem Volleyball wieder einige Erinnerungen hochgekommen, auch schöne, aber eigentlich hauptsächlich die, die sich mir ins Gedächtnis gebrannt haben, weil man annehmen müsste, dass ich nach diesen Erfahrungen meinen Glauben in die Menschheit und das Gute in ihr verlieren müsste.
Eines der Volleyball-Mädels, das zwar zufällig aus derselben Heimatstadt kommt und deren Vater zu Gymnasiumszeiten ein Lehrer der besten Freundin war, das wir aber trotzdem erst in der Studienstadt bei außeruniversitären, sportlichen Ausgleichstätigkeiten kennen gelernt haben, sucht ab Februar einen neuen Mitbewohner. Da der Politikwissenschaftler ja wieder aus dem Zimmer des Schafskopfs raus muss, wenn letzterer wieder aus dem Süden zurückkehrt, hab‘ ich ihm Kontaktdaten vermittelt.
Am Montag sagte die Volleyball-Freundin, dass er sich nicht bei ihr gemeldet hätte, dass sie aber jetzt schon fast sicher jemanden hätte. Sie erzählte mir von ihren Erlebnissen mit den Bewerbern auf den freien WG-Platz und wir tauschten skurrile Geschichten aus. Von dem unfreiwilligen Massen-Casting in meiner WG, als wir zwar die Besichtigungen immer mit Abstand einteilten, dann aber die einen zu früh, die anderen zu spät kamen und wir schlussendlich mit allen Bewerbern gleichzeitig in der Küche landeten und uns ein wenig umzingelt fühlten, von geplanten Massen-Castings, was ich fürchterlich unangenehm fand, weil man so ja keinen kennen lernt, und von Besichtigungen, wie sie laufen sollten.
Schlussendlich kamen wir zu unseren negativen Highlight-Erlebnissen. Die Volleyball-Freundin erzählte, sie wäre einmal beinahe bei einem quasi doppelt so alten Mann eingezogen, der meinte, er wäre sowieso nie da, weil er im Prinzip bei seiner Freundin wohnen würde. Die andere Mitbewohnerin des Mannes meinte, es wäre alles total super und so weiter. Später stellte sich heraus, dass es das nicht war. Dazu kam noch die Tatsache, dass der Mann nach der Trennung von seiner Freundin dann doch in der Wohnung wohnte… Ich blickte die Volleyball-Freundin ganz entsetzt an, geschockt davon, dass sie überhaupt überlegt hatte, in diese Wohnung zu ziehen.
Mein Negativ-Highlight erfuhr ich gleich bei meiner ersten WG-Besichtigung. Die Wohnung lag (oder liegt…) ganz in der Nähe der Hasen-WG, schon alleine die Termin-Findung stellte schon einmal das erste Problem dar. Schlussendlich fuhr ich extra für die Besichtigung einen Tag früher vom Elternhaus wieder in die Studienstadt, obwohl ich eigentlich so wenig Zeit wie möglich im Studentenheim verbringen wollte. Ich kam also mit Sack und Pack direkt vom Bahnhof in die Wohnung der beiden Mädels und ihres Hundes, einem kleinen weißen Pudel-Irgendwas-Staubwedel-Mix (Das klingt jetzt vielleicht etwas böse, der Grund dafür wird sich gleich zeigen. Aber eigentlich kann der Hund nichts dafür, der war eigentlich sogar ganz niedlich.). Sie zeigten mir die Wohnung, ihre Zimmer, die kleine Küche, den relativ großen Gang und auch den Teil, der mir gehören würde. Sie boten mir zwei Zimmer an, ein relativ großes (oder jedenfalls ausreichend für Bett, Schreibtisch, Kasten, Kommode und Regal, mehr braucht mensch ja eigentlich nicht.) und ein kleineres, das ein Durchgangszimmer war. Ich war an und für sich recht begeistert von der Wohnung und der Lage und meinte, ich würde mich demnächst bei ihnen melden.
Am nächsten Tag schrieb ich eine SMS, in dem ich mein Interesse für den WG-Platz bekundete, aber auch fragte, ob es denn für die beiden Mädels denkbar wäre, das Durchgangszimmer in ein Wohnzimmer zu verwandeln. Die Couch und den Fernseher dafür würde ich mitbringen. Sie antworteten mir, dass sie mich gerne noch besser kennen lernen würden, ob wir uns denn mal auf einen Kaffee treffen könnten. Auf die Frage zum Wohnzimmer reagierten sie erst gar nicht. Ich meinte, dass das für mich kein Problem wäre, ich hätte relativ viel Zeit, wann es für die beiden denn passen würde. Ich verstand das auch vollkommen, wie soll man einen Menschen denn auch innerhalb von 15 Minuten kennen lernen?!
Die Antwort ließ lange auf sich warten. Sehr lange. So lange, dass ich an einem Montag, ungefähr eine Woche später mal eine erneute SMS schrieb. Ich wollte sie ja nicht unter Druck setzen, fragte aber, wie es denn nun mit einem Treffen aussehen würde und machte auch einen konkreten Terminvorschlag. Die Antwort kam diesmal prompt: Es täte ihnen leid, aber seit gestern wäre das Zimmer vergeben.
Ich war fassungslos. Und mit mir meine Studienkollegen und –innen, mit denen ich zu dem Zeitpunkt beim Mittagessen war. So viel Ignoranz und – mir fehlt ein passenderes Wort – „Arschlochtum“ hat mich direkt geschockt. Ich hab‘ ihnen nie geantwortet, aber am Mittagstisch war meine erste verbale Reaktion, nachdem ich die Mitteilung gelesen hatte, ziemlich sarkastisch: „Na, herzlichen Dank für die Chance!“ (Das passte natürlich überhaupt nicht zum eigentlichen Gesprächsthema und irritierte alle anderen, aber es musste raus…)
Ich hab‘ dann nach mehrwöchiger weiterer Suche meine WG gefunden und bin eigentlich sehr zufrieden, auch, wenn ich mir hin und wieder ein Wohnzimmer wünschen würde. Hätte ich aber meinen Glauben an die Menschheit verloren, hätte ich wohl umgeschwenkt und hätte mir eine Wohnung für mich alleine gesucht. Davon mal abgesehen, dass das Alleine-Wohnen wohl keine geeignete Wohnform für mich gewesen wäre, hätte auch der Verlust des Glaubens an das Gute im Menschen charakterlich nicht zu mir gepasst.
Ich zeige es nicht sehr offen, aber ich bin immer noch stinksauer auf die beiden Mädels. Das offen zu zeigen, hätte auch nicht viel Sinn, schließlich kennt die keiner und mittlerweile – immerhin ist das auch schon fast 3 Jahre her – weiß ich nicht einmal mehr, wie sie aussehen, nur an die Wohnung kann ich mich noch erinnern. Sollte ich da jemals wieder einen Fuß hineinsetzen, werde ich ihnen mal meine Meinung geigen. Wenn sie mich nicht in der WG haben wollten, hätten sie das von Anfang an sagen können. Oder – wenn ihnen das zu hart gewesen wäre – gleich lügen können, dass das Zimmer schon vergeben wäre. Mir aber Hoffnungen zu machen, finde ich einfach nur verkehrt.
Als ich ein paar Monate später den Taekwondoin kennen lernte und mir jemand sagte, in welcher Straße er wohnte, war ich erstmal sehr misstrauisch. Es war dieselbe Straße, in der auch besagte WG lag. Da der Taekwondoin gleichzeitig mit mir angefangen hatte, zu studieren, lag die Vermutung nahe (zumindest für mich), dass er derjenige sein hätte können, der mich ausgestochen hatte. Das war natürlich vollkommener Quatsch, er wohnte ziemlich weit am anderen Ende der Straße, aber ich war ihm gegenüber wohl anfangs sehr reserviert (obwohl er am allerwenigsten die Schuld getragen hätte…).

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Last update: 16. Mai, 13:02
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