Geistiges Eigentum
Die kleinen Sterne leuchten immer, während die große Sonne untergeht.
Afrikanisches Sprichwort
Alle 2 Wochen am Freitag, von 17:00 bis offiziell 21:00 Uhr - auch wenn der Herr Professor meint, es sei nur bis 20:00 Uhr - besuche ich diese eine Vorlesung. Wenn ich nicht gerade auf einer Hochzeit in einem anderen Bundesland bin, so wie nächste Woche. ;)
Schrecklich spannende Vorlesung. Vorsicht, Sarkasmus! "Bildung und Geschichtlichkeit". Letztes Mal waren wir so wenige Zuhörer, aufgrund des schönen Wetters, dass der Professor eine Führung durch den Arkadenhof des Uni-Gebäudes vorschlug. Wir waren natürlich hellauf begeistert, besser als 3 Stunden irgendwelche Sachen mitschreiben zu müssen! ;) Also latschten wir ihm ungefähr 2 Stunden lang hinterher, während er uns zu ausgewählten Büsten etwas erzählte. Oder eher: Zu ausgewählten Büsten nichts erzählte. Ungefähr alle halbe Stunde bin ich mit meinen Gedanken abgeschweift, hab' lieber mal beim Hasen nachgefragt, wie die Prüfung lief, et cetera.
Aber es gab auch wesentlich eifrigere Mitstudenten und -innen als mich. Eine hielt dem Professor fast durchgehend ein Aufnahmegerät unter die Nase, obwohl er ihr einige Male sagte, dass ihn das stören würde.
Tags darauf kam eine Mail, in der wir von der Tutorin höflichst ersucht wurden, "auf das Aufzeichnen der Vorlesung [...] durch diverse Aufnahmegeräte in Zukunft zu verzichten und das Weitergeben bisher erstellter Mitschnitte zu unterlassen!" Das in den Vorlesungen Vorgetragene sei "geistiges Eigentum", das darf man nicht ohne Einverständnis aufzeichnen.
Jetzt frag' ich mich erstens: Wieso darf ich dann mitschreiben? Ist doch genauso eine Aufzeichnung?! Und zweitens: Wie soll ich ohne Aufzeichnungen (im weitesten Sinne, also auch geschrieben) die Informationen zusammenbekommen, um die Prüfung positiv zu absolvieren?
Geistiges Eigentum gut und schön, aber ich publiziere ja nichts und gebe es als mein eigenes Wissen aus. Ich nutze es rein, um eine Vorlesungsprüfung zu absolvieren.
Danach vergess' ich es ja sowieso wieder! :D
Halbschlaf, ahoi!
Nicht die Blumen und Bäume, nur der Garten ist unser Eigentum.
Chinesisches Sprichwort.
Ich bin heute von selbst aufgewacht, nach unter 8 Stunden Schlaf, die sonst so das Minimum darstellen. In besagtem Halbschlaf warf ich einen Blick auf meine Armbanduhr, die mir eine Uhrzeit anzeigte, von der ich nicht mehr genau weiß, welche es war. Ich meine, mich erinnern zu können, dass es halb 7 war, oder so.
Ich bekam eine leichte Panikattacke: Was, halb 7? Ich kann doch nicht den ganzen Tag verpennt haben? Nach einem panischen Herumwerfen meinerseits, kam mit dem Blick auf die digitale Zeitanzeige des Weckers die Logik, die vorher im Halbschlaf keinerlei Tätigkeit ausübte.
Wenn es schon halb 7 abends wäre, hätte der Wecker schon geläutet.
Wenn es schon halb 7 abends wäre, hätte der Hase schon mal angerufen beziehungsweise wäre er schon längst da.
Nachdem ich mich vergewissert hatte, dass der Wecker mir in schwarzen Ziffern die Anzeige 6:30 entgegenstreckte, drehte ich mich wieder um, schnappte die Kuschelschildkröte, die mir der Hase zu Weihnachten mit den Worten "Damit du was zum Kuscheln hast, wenn ich nicht da bin" geschenkt hatte, und schloss wieder die Augen. Recht tief wurde der Schlaf nicht mehr, beim ersten Weckerläuten schwang ich mich aus dem Bett. Sehr ungewöhnlich, normalerweise drücke ich (beziehungsweise drücken der Hase und ich) eine halbe Stunde lang immer wieder auf Schlummern.
Aber damit ich die gewonnene Zeit ja nicht sinnvoll nützen kann, für Uni-Dinge zum Beispiel, lasse ich euch erstmal daran teilhaben... ;)
Vorlesungstätigkeiten
Es gibt nichts Unnützes in der Natur.
Michel de Montaigne (1533-1592), französischer Schriftsteller
Mit dem Fuß zu einem imaginären Takt wippen. Gelegentlich mitschreiben. Den Kalender aktualisieren und auch jede noch so winzigkleine, unwichtige Kleinigkeit eintragen. Gefühlte 3000 Mal eine andere Sitzhaltung einnehmen. Herumliegende Flyer lesen, auch, wenn sie noch so uninteressant sind. Mails checken. Foren checken. Blogs checken. Gibt's was Neues? Essen. Mehr trinken als geplant. Sich darüber ärgern, dass man jetzt für die folgenden Vorlesungen nicht mehr genug zu trinken hat. Überlegen, ob es Sinn macht, früher zu gehen. In den Stiften kramen, um seinem Tick nachzugehen. Sich neue Blogthemen überlegen. Sich fragen, ob es zu dreist ist, den aktuellen Roman (Noah Gordon: Der Medicus von Saragossa) auszupacken und zu lesen. Abschweifen. Über Gott und die Welt nachdenken.
Zusammengetragene Tätigkeiten während Vorlesungen von ungefähr einer Woche.
Denkste!
Tadle nicht den Fluss, wenn Du ins Wasser fällst!
Japanische Weisheit
Ich dachte immer, ich wäre relativ normal. Dass mein Knacks in der Psyche sich in dem Rahmen bewegen würde, der von anderen als normal, als angemessen angesehen wird. Dass ich dieses Leben ohne großartige psychiatrische Betreuung überstehen würde können.
Tja, offenbar falsch gedacht.
Ich hab' heute das letztens erwähnte Anonymitätstelefonat in Anwesenheit des Hasen durchgeführt und hab' dabei genau das gesagt, was er mir zuvor geraten hat. Tja, leider beruhte die Situation auf einem Missverständnis zwischen uns, der Hase meinte nachher, er hätte mir wohl klar machen müssen, dass ich etwas mehr Härte an den Tag legen hätte sollen. Ich befürchte, diese Härte widerspricht meinem Naturell.
Auf jeden Fall hat mich die folgende, sich über zwei Stunden (oder so) erstreckende Diskussion ziemlich fertig gemacht. Es macht mich einfach wahnsinnig fertig und wütend, wütend auf mich selbst, dass ich offenbar nicht fähig bin, diese gewisse Resolution, die der Hase an sich hat, an den Tag zu legen. Und da ich meine Aggression nicht darin ausdrücke, Sachen zu zerstören oder auf sie einzuschlagen, bleibt meinem Körper wohl nichts anderes übrig, als in Tränen auszubrechen.
Und das macht mich erst recht wütend. Ein Teufelskreis!
Ich dachte immer, ich wäre stark genug, um den Härten des Lebens zu trotzen. Aber offensichtlich ist der Knacks in meiner Psyche doch größer, als gedacht.
EDIT [22:17 Uhr]: Blog-Layout wieder geändert. Grund: Wollte den Text links. Und mehr ein Aussehen von "typischen" Blogs. Hab' mich ungefähr eine halbe Stunde lang mit dem Bild oben geplagt. Aber jetzt, endlich.
Anonymitätstelefonate
Jeder Mensch ist eine Insel, die sich nach Vereinigung mit dem Festland sehnt.
Arthur Koestler (1905-1983), österreichischer Schriftsteller
Ich hasse sie. Abgrundtief. Ich kann mit ihnen einfach nicht umgehen.
Ich sollte bei meinem Handytarifanbieter anrufen, weil die Vertragsbindung heute abgelaufen ist. Ich sollte die Kündigungshotline kontaktieren und eine Kündigung vortäuschen, um einen Vertragswechsel nach meinen Vorstellungen abzuwickeln.
Weil ich es einfach nicht ganz verantworten beziehungsweise mit mir vereinbaren kann, dass meine Eltern wegen mir sechs Euro pro Monat mehr zahlen müssen, während ich den Vertrag nicht im Mindesten ausnutze. Wenn ich den Anruf so durchziehe, wie ich mir das vorstelle (und wie es laut den Erfahrungen des Hasen auch funktioniert), dann könnte ich die monatlichen Ausgaben sogar um einen Euro senken. Außerdem würde ich ein neues Handy bekommen.^^ Das schadet ja nie.
Allerdings bereitet mir die Vorstellung dieses Anrufs dermaßen Unwohlsein, dass ich ihn vor mir herschiebe. Ich hasse es, mit einer unbekannten, anonymen Callcenter-/Hotline-Person zu sprechen, einerseits. Andererseits befürchte ich, dass ich eine zu nachgiebige, zu weiche Person bin, um meine Wünsche auch wirklich durchsetzen zu können. Ich habe gewissermaßen Angst davor, mich in eine Situation zu bringen, in der ich etwas aufs Auge gedrückt bekomme, das ich gar nicht will.
Uah. Ich warte, bis der Hase nach Hause kommt und mich zuhörend unterstützen kann.
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